Paradoxer Fußball-Abend auf Schalke: "Viel besser als heute können wir nicht spielen", sagte Trainer André Schubert von Borussia Mönchengladbach. "Zur Halbzeit muss es 4:0, 5:0 für uns stehen", ergänzte Gladbachs Kapitän Granit Xhaka. Und auf der anderen Seite redeten Trainer André Breitenreiter, Manager Horst Heldt und einige Spieler der Schalker von vielen taktischen Fehlern und einer weniger guten königsblauen Leistung.
Doch Schalke hatte Mönchengladbach mit 2:1 (0:0) bezwungen - dank der herausragenden Vorstellung von Torwart Ralf Fährmann. Dass aber über 90 Minuten sonst nicht viel passte, hatte auch mit Breitenreiters Matchplan zu tun.
Plan 1: Die überraschende Aufstellung Dass Sascha Riether auf der rechten Seite den gesperrten Junior Caicara ersetzt, stand schon lange fest. Leroy Sané rückte für Younes Belhanda ins Team - auch damit war zu rechnen. Franco Di Santo (für Klaas-Jan Huntelaar) und Leon Goretzka (für Johannes Geis) standen aber ebenfalls in der Startelf. Das überraschte. Goretzka hatte sich vor dreieinhalb Wochen eine schwere Schulterverletzung zugezogen und war erst am Dienstag ins Mannschaftstraining zurückgekehrt.
Plan 2: Die überraschende Taktik in der ersten halben Stunde Breitenreiter orientierte sich am DFB-Pokalspiel gegen Mönchengladbach im Oktober 2015. Das hatten die Schalker zwar mit 0:2 verloren - in den ersten 40 Minuten aber eine großartige Leistung gezeigt. "Wie im Pokalspiel sind wir Mann gegen Mann gestartet, um insbesondere die beiden Sechser der Gladbacher unter Druck zu setzen", erklärte Breitenreiter. Mittelfeldspieler Leon Goretzka ergänzte: "Da die Gladbacher ungewohnt aufbauen, haben wir so versucht, Druck zu machen und den Ball früh auf die Außenverteidiger zu lenken." Im Spiel gegen den Ball bildeten die Schalker so eine Fünferkette, Goretzka übernahm den Posten des rechten Verteidigers. Stürmer Di Santo ist zum Beispiel ein explosiverer Spieler als Huntelaar und für eine solche Power-Taktik besser geeignet.
Wir waren individuell auf fast jeder Position im Eins-gegen-Eins unterlegen
Schalke-Trainer André Breitenreiter
Doch die Strategie ging schief. Die Gladbacher kombinierten sich nach Belieben durch die Schalker Deckung. Das hatte mehrere Gründe: Die Abstimmung passte zu keiner Zeit, die Schalke-Spieler schienen die eigene Taktik nicht zu verstehen. Chaos in der Arena! "Zudem hat man gesehen, dass wir individuell auf fast jeder Position im Eins-gegen-Eins unterlegen waren", sagte Breitenreiter. Sehr auffällig war schon in der Anfangsphase, wie oft sich die Schalker selbst mit simplen Körpertäuschung austricksen ließen. Goretzka erklärte es noch einfacher: "Klar ist: Wenn du Mann gegen Mann spielst, musst du deine Zweikämpfe gewinnen. Wenn du das nicht schaffst, öffnen sich für den Gegner große Räume." Diese nutzten die Gladbacher zu zahlreichen Chancen. Torwart Fährmann rettete das 0:0.
Plan 3: Die erste Änderung nach einer halben Stunde Kommando zurück! Nach einer halben Stunde verordnete Breitenreiter seinem Team wieder die gewohnte Grundformation. In der Offensive spielte Schalke mit der 4-2-3-1-Taktik, Goretzka rückte ins Mittelfeld-Zentrum. Im Spiel gegen den Ball verteidigte Schalke - wie üblich - im 4-4-2-System. "Wir wollten kompakter agieren, um die Räume enger zu machen. Auch da hat Gladbach mit Raffael und Stindl immer die Zwischenräume gefunden. Wir haben nur begleitet", sagte Breitenreiter. Bis zur Pause erarbeiteten sich die Gäste weitere Möglichkeiten, es blieb aber dank Fährmann beim 0:0.
Plan 4: Die nächste Änderung nach dem 1:0 Schalke kam in der gewohnten Formation aus der Kabine, Gladbach blieb spielbestimmend. Etwas überraschend ging S04 durch ein Slapstick-Eigentor von Martin Hinteregger (59.) in Führung. Sofort danach wechselte Breitenreiter Dennis Aogo für Alessandro Schöpf ein - ein defensiver kam für einen offensiven Spieler. Die neue Devise: 4-3-2-1 - die "Tannenbaum"-Taktik. "Wir wollten mit drei Sechsern die Zwischenräume besser verteidigen. Danach wurde es besser, wir haben nicht mehr so viele Großchancen zugelassen", sagte Breitenreiter. Trotzdem glich Gladbach durch Andreas Christensen verdient aus (79.).
Plan 5: Die Schlussphase Nach Goretzkas Tor zum 2:1 (83.) reagierte Trainer Breitenreiter noch einmal: In der 88. Minute brachte er Innenverteidiger Marvin Friedrich für Leroy Sané. Die Vorgabe lautete nun wieder: 5-4-1. "Da sollte nichts mehr passieren, die Vorgabe war, sich in alles reinzuwerfen was geht", sagte Breitenreiter. Immerhin das ging auf, Schalke siegte 2:1.
Das Fazit "Wir haben kein passendes Mittel gefunden, keinen Zugriff bekommen", sagte Fährmann und ergänzte: "Es ist umso schöner, wenn man als Torwart den Sieg festhalten kann." Breitenreiters Pläne - ob Fünferkette, 4-2-3-1, 4-4-2, 4-3-2-1 oder 5-4-1 - misslangen. Deshalb wird der Trainer Fährmann diesmal ganz besonders danken.